Die Corona-Pandemie hat Wirtschaft und Gesellschaft im vergangenen Jahr entscheidend geprägt und verändert. Wie fällt denn die Förder­bilanz für das Jahr 2020 aus?

Dr. Otto Beierl: Das Förderjahr 2020 hat die LfA Förderbank Bayern vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Mit Beginn der Corona-Krise haben wir durch wirkungsvolle Maßnahmen, wie unkomplizierte Tilgungsaussetzungen und die rasche Einführung unserer Corona-Sonderprogramme, zur Liquiditätssicherung der bayerischen Unternehmen beigetragen. Der zweite Lockdown führte ab Herbst bis zum Jahresende 2020 zu einer erneut verstärkten Nachfrage und Inanspruchnahme unserer Förderprogramme.

Der Nachhaltigkeitsgedanke ist im Wertesystem der LfA Förderbank Bayern fest verankert.

Dr. Otto Beierl
Vorsitzender des Vorstands

Hans Peter Göttler: Im Ausnahmejahr 2020 konnten wir daher die höchste Nachfrage nach Förderkrediten seit unserer Gründung im Jahr 1951 verzeichnen. Dabei wurden insbesondere mittelständische Betriebe mit Darlehen in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro unterstützt. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 44 Prozent gegenüber 2019. Bei den programmgebundenen Förderkrediten stieg das Zusagevolumen um fast 50 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. Davon wurden rund 7.400 Kredite im Rahmen der bayerischen Corona-Förderprogramme vergeben. Das zugesagte Kreditvolumen in den Sonderprogrammen LfA-Schnellkredit, Corona-Schutzschirm-Kredit und Corona-Kredit - Gemeinnützige sowie den optimierten Programmen Universalkredit mit Haftungsfreistellung und Akutkredit betrug zusammen mehr als 835 Millionen Euro. Auch der Bedarf an Risikoentlastungen ist im abgelaufenen Geschäftsjahr sprunghaft angestiegen und erreichte einen historischen Höchstwert. Neben den gefragten Haftungsfreistellungen wurden insgesamt 105 Bürgschaften mit einem Bürgschaftsbetrag von fast 615 Millionen Euro bewilligt. Zusammen mit den etwa 4.900 Tilgungsaussetzungen von rund 75 Millionen Euro bei bestehenden Krediten hat die LfA damit über 1,5 Milliarden Euro an Corona-Hilfen für den Wirtschaftsstandort Bayern zugesagt. Dies zeigt, dass wir die Betriebe in Bayern bei der Bewältigung der Corona-Krise mit unseren Förderkrediten und Risikoentlastungen passgenau unterstützen. 

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse ziehen Sie aus den Herausforderungen der Corona-Krise? Konnten daneben auch Verbesserungen bei den Produkten und Prozessen umgesetzt werden?

Hans Peter Göttler: Die Corona-Krise hat vor allem der Digitalisierung einen zusätzlichen Schub verliehen. Durch unterbrochene Lieferketten, geschlossene Geschäfte und Betriebe, Homeoffice und Homeschooling standen sowohl viele Unternehmen als auch wir vor der Herausforderung, die Produkte und Prozesse rasch anzupassen. Dabei unterstützen wir die bayerische Wirtschaft sowie die Kommunen mit bedarfsgerechten Förderprodukten, ihre Investitionen beispielsweise in Transformationsprozesse, innovative Vorhaben und energieeffiziente Maßnahmen erfolgreich umzusetzen. Auch unsere internen und externen Prozesse werden fortlaufend optimiert, um unseren Förderauftrag schlank, effizient und kostengünstig durchzuführen.  

So haben wir unseren Partnerbanken mit dem LfA-Schnellkredit im Jahr 2020 einen ersten vollautomatisierten Antrags- und Zusageprozess zur Verfügung gestellt. Eine Ausweitung des automatisierten Zusageverfahrens auf weitere Produkte ist noch für dieses Jahr geplant. Zudem wurden bei den bisher papierhaft einzureichenden Anträgen für gewerbliche Förderprogramme die Anforderungen zeitgemäß angepasst, sodass diese nunmehr in elektronischer Form an die LfA übermittelt werden können. Das beschleunigte Antragsverfahren kommt damit auch den bayerischen Unternehmen und Freiberuflern zugute. 

Dr. Josef Bayer: Darüber hinaus ist unsere Gründungsfinanzierung noch attraktiver geworden, indem die Tilgungszuschüsse im Startkredit von bisher 1 Prozent auf 2 Prozent angehoben wurden. Damit unsere Darlehen auch in der schon lang anhaltenden Niedrigzinsphase ihre Förderwirkung entfalten können, haben wir mit der Einführung marktgerechter Zinssätze begonnen und bieten seit Anfang Januar 2021 im Kreditgeschäft mit den Kommunen erstmalig negative Zinssätze an. Auch im gewerblichen Programmkreditgeschäft wollen wir voraussichtlich zum 1. Juli 2021 und zeitgleich mit der KfW marktgerechte Bankeneinstandssätze anbieten. Diese können infolge der allgemeinen Zinsentwicklung auch negativ sein.

Nachhaltiges Handeln ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Wie sieht das Engagement der LfA in diesem Bereich aus?

Dr. Otto Beierl: Der Nachhaltigkeitsgedanke ist im Wertesystem der LfA Förderbank Bayern fest verankert. Die gleichrangigen Ziele von Ökonomie, Ökologie, Sozialem und Governance sind integraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Wir entwickeln unser nachhaltiges Geschäftsmodell kontinuierlich weiter. So legen unsere spezifischen Nachhaltigkeitsgrundsätze für das Programmkreditgeschäft und die Bürgschaften der LfA entsprechende Kriterien fest. Mit unseren zinsgünstigen Finanzierungsmitteln fördern wir neue, ressourcenschonende, innovative und effiziente Technologien und begleiten bayerische Unternehmen bei Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz sowie zur Energieeinsparung. Unsere jährlichen Nachhaltigkeitsziele, die auch auf der Homepage der LfA veröffentlicht sind, geben einen Überblick, wie die Nachhaltigkeit weiter vorangebracht werden soll. Das wirkungsvolle Engagement der LfA belegen unsere guten Ratings der Nachhaltigkeitsratingagenturen.

Gibt es weitere Angebote, mit denen die LfA Startups und etablierten Betrieben zur Seite steht, und wie schätzen Sie die Aussichten für 2021 ein?

Dr. Otto Beierl: Über die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH und die Bayern Kapital GmbH – beides Unternehmen aus der LfA-Gruppe – stellt die LfA den bayerischen Gründern und Mittelständlern überdies Eigenkapitalangebote zur Verfügung. Diese waren auch im vergangenen Jahr gefragt und trugen zur Unterstützung der Unternehmen bei. Daneben wurden 2020 Instrumente wie der Startup Shield Bayern, der Eigenkapitalschild Mittelstand Bayern aufgelegt, die eine krisenbedingte Kapitalschwäche abfedern sollen. Der neu eingerichtete Wachstumsfonds Bayern 2 und der Transformationsfonds Bayern dienen Start-ups und Unternehmen auch über die Krise hinaus zur nachhaltigen Stärkung ihrer Kapitalbasis für Zukunftsinvestitionen.

Das Jahr 2020 hat deutlich gezeigt, dass wir gefragt waren, sowohl die Krise zu meistern als auch die Zukunft zu gestalten. Diese Doppelrolle war und ist eine besondere Herausforderung – auch für 2021. Wir rechnen auch in diesem Jahr mit einer weiteren Inanspruchnahme unserer Corona-Sonderprogramme, die auf Grundlage des europäischen Beihilferechts vom Bayerischen Kabinett bis zum Jahresende 2021 verlängert und zum Teil ausgebaut wurden. Auch 2021 werden wir den bayerischen Betrieben kraftvoll dabei helfen, gut aus der Krise zu kommen und die gleichzeitig aus dem strukturellen Wandel resultierenden Herausforderungen und Transformationsprozesse erfolgreich zu meistern. Wir stehen in guten wie in herausfordernden Zeiten als verlässlicher Partner der bayerischen Wirtschaft sowie den Kommunen zur Seite.  

Der vorliegende „digitale“ Geschäftsbericht der LfA Förderbank Bayern belegt die Förderleistungen des vergangenen Jahres. Wir veröffentlichen diesen ausschließlich als Online-Version mit Downloadmöglichkeiten und verzichten ganz bewusst im Sinne der Nachhaltigkeit auf eine gedruckte Ausgabe. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit unserem digitalen Angebot.